Diversität

Der lange Weg zur medizinischen Hilfe und wie wir Safer Spaces finden

Der heutige Beitrag stammt von Sara aus dem Projekt Queermed.

Vielleicht wart ihr schon einmal selbst in dieser Situation. Oder ihr kennt jemanden, der in dieser  Situation war. In einer gynäkologischen Praxis werdet ihr zu Verhütungsmethoden informiert, was für euch aber total irrelevant ist, weil ihr lesbisch seid. Oder ihr wolltet ein bestimmtes Thema ansprechen, was mit eurer sexuellen Identität oder Orientierung zu tun hat, wart aber unsicher, was bei eurem Coming Out in der Praxis passieren würde? 

Manche Menschen mussten leider bereits die Erfahrung machen, dass sie von der behandelnden Person nicht mehr mit dem selben Respekt wie zuvor behandelt worden sind. Oder sie mussten sogar aktiv diskriminierende Erfahrungen innerhalb der Praxis machen. Beispielsweise agiert das Praxispersonal bei einer trans* Person, deren Personenstandsänderungen noch nicht durchgeführt ist mit offensichtlicher Reaktion, wenn eine bspw. männlich gelesene Person eine Krankenkassenkarte mit einem weiblichen Namen und einer weiblich gelesenen Person auf dem Foto als eigene Karte mitführt. Des Weiteren können andere Kommentare gegenüber Personen fallen bezüglich des körperlichen Aussehens oder der Hautfarbe. Diese schlimmen Erfahrungen können Gründe sein, warum Menschen, die tagtäglich mit Diskriminierungleben müssen, lieber Praxen fernbleiben als Hilfe in Anspruch zu nehmen. Selbst, wenn es eigentlich notwendig wäre. 

Darüber hinaus hat die Krankenkasse IKK classic in einer Studie festgestellt, dass Diskriminierung selbst zusätzlich krank machen kann. Diese Doppelbelastung stellt viele Menschen vor ein großes Problem. 

Wenn man bereits einen Bekanntenkreis hat, ist es möglich, über diese zu Ärzt*innen zu kommen, denen du vertrauen kannst. Viele junge Menschen ziehen aber nach dem Ende ihrer Schulzeit in eine andere Stadt, meistens zwecks Studium. Dann wiederum fehlt noch ein Freund*innen- oder Bekanntenkreis, den man zu solchen Fragen zu Rate ziehen könnte. Außerdem kann es sein, dass einfach die Menschen in unserer näheren Umgebung gar nicht die gleichen Probleme bei der Suche nach Ärzt*innen haben, weil sie deutlich mehr und / oder andere Privilegien aufweisen. Dies erschwert natürlich die Suche nach einer sensibilisierten Praxis. 

Der Schroftzug "Queermed Deutschland" in den Farben der progess Pride Flag

Deswegen habe ich das Projekt Queermed Deutschland gegründet, damit auch queere Menschen Safer Spaces finden können. Das heißt, du kannst auf der Website schauen, ob es in deiner Nähe z.B. queerfreundliche Gynäkolog*innen oder Psychotherapeut*innen gibt.

Queermed Deutschland ist ein deutschlandweites Verzeichnis für queer- und transfreundliche Ärzt*innen, Therapeut*innen und Praxen. Mithilfe von anonymen Empfehlungen werden Orte aufgezeigt, wo bereits Menschen mit unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen positive Erfahrungen machen konnten. Dabei werden im Fragebogen verschiedene Informationen abgefragt: 

  • Infos zur behandelnden Person ( Kontaktdaten, Fachbereich, allgemeine Fragen zum Umgang mit der Person in eigener Erfahrung) 
  • Infos zu den wahrgenommenen Behandlungsmethoden (bspw. Routineuntersuchungen, Hormontherapie, Kinderwunschberatung)
  • Anklickmöglichkeiten, für welche Personen die Praxis bzw. Person empfohlen werden kann (bspw. trans*, queer, neurodivers, POCs, Muslim*innen, Personen mit positivem HIV-Status, Personen mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt) 
  • Freifelder, um spezielle Hinweise zu geben, die für Suchende hilfreich sein könnten 

Darüber hinaus gibt es bereits Sticker zum Auslegen und Verteilen, um auch offline mehr Menschen über das Projekt zu informieren. Zusätzlich arbeitet das Projekt mit anderen Gruppen und Organisationen zusammen, um sich auch intersektional gemeinsam unterstützen zu können. Denn gerade auch Menschen, die von Mehrfachdiskriminierungen betroffen sind, brauchen unsere Hilfe. Mittlerweile gibt es einen Leitfaden für behandelnde Personen, in denen vermittelt wird, wie ein sensibilisierter Umgang mit Patient*innen stattfinden kann. Denn auch immer mehr Studierende aus der Medizin und / oder der Pflege äußern ihr Interesse am diskriminierungsfreien Umgang mit Patient*innen nach dem Ende ihres Studiums. Somit deckt das Projekt auch eine Lücke auf.

Da das Projekt von mir privat betreut wird und keinem Verein zugehörig ist, können einzelne Punkte wie das Drucken von weiteren Stickern und Flyern zusammen mit Versandkosten durch ganz Deutschland aktuell nur mit einigen Verzögerungen stattfinden. Es gibt einen PayPal-Button auf der Website, mit dem jede Person nach eigenem Ermessen etwas beitragen kann. 

Das Projekt ist durch die Unterstützung der bestehenden Projekte Queermed Österreich und Gynformation entstanden. 

 

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